Unternehmensfreiheit - das Unternehmertum vom Spekulantentum befreien

Thomas Mayer, 1997

Deutschland ist zu einer Faulheitsgesellschaft geworden. Das Lebensziel von vielen Zeitgenossen ist, Geld zu bekommen, ohne für andere etwas zu leisten. Dazu dienen leistungslose Einkommen durch Zinsen, Mieten, Aktien, Wertpapiere, Derivate und Unternehmensbeteiligungen.

Es ist ein merkwürdiges seelisches Phänomen der Projektion nach außen, daß in der Öffentlichkeit häufig Sozialhilfeempfänger oder Bürgerkriegsflüchtlinge als Belastung angesehen werden, obwohl diese prinzipiell der Unterstützung bedürfen. Die eigentlichen Ausprägungen der Faulheitsgesellschaft in der Spekulation mit Geld, Boden und Kapital werden kaum diskutiert.

Geld arbeitet nicht selbst. Diese leistungslosen Einkommen mü¼ssen von den wirtschaftlich tätigen Unternehmen erarbeitet werden. Zinsen und hohe Mieten sind aber Gift für unternehmerische Initiative. Die leistungslosen Einkommen sind der Klotz am Bein der Wirtschaft. Gleichzeitig sind sie der faule Zahn des Egoismus in der Wirtschaft. Denn die Interessen, die hinter den leistungslosen Einkommen stehen, haben sich Einfluß auf die Führung vieler Unternehmen verschafft, prägen die Unternehmenskulturen und sind Ursache des fatalen Wachstumszwangs.

Wir wollen in Deutschland den Wandel von einer Faulheitsgesellschaft in eine Unternehmergesellschaft unterstützen. Dazu muß vor allem das Unternehmertum vom Spekulantentum befreit werden. Der unternehmerische und initiative Mensch muß die Achtung und Würdigung erhalten, die ihm gebührt. Dazu muß der Unternehmerbegriff neu gedacht werden. Das Wesen des Unternehmers ist, daß er etwas unternehmen will; er will gestalten und tätig sein. Dieser Unternehmerbegriff hat mit Klassenkampf, Profit, Spekulation, Ausbeutung, usw. nichts zu tun.

Durch die Befreiung des Unternehmertums von der Spekulation ändert sich die Rolle und Verfassung der Unternehmen selbst:

- Die Unternehmen werden auf ihr Wesen zurückgeführt: Ein Unternehmen ist die Organisation der Fähigkeiten zur Produktion von Waren und Dienstleistungen. Ein Unternehmen dient in der arbeitsteiligen Wirtschaft immer anderen. Das Prinzip des Unternehmensbereichs ist der Altruismus. Der Egoismus dagegen hat sein Recht im Konsumbereich.

- Die Unternehmen müssen zu Schulungsstätten werden, die ein kontinuierliches Lernen ermöglichen. Der Unterschied zwischen traditionellen Universitäten und Unternehmen wird zunehmend verschwimmen.

- Das freie Unternehmertum braucht letztlich eine Wandlung des Geldwesens. Denn Geld ist kein Wirtschaftswert, sondern ein Rechtsregulator.

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