Zeitschrift Lazarus, 2009

 

Rezension des Buches "Erlebnis Erdwandlung"

 

Das im Verlag Ch. Möllmann erschienene Buch "Erlebnis Erdwandlung - Berichte und Texte einer ZeitzeugensAchaft" ist ein sehr lebendiges Buch, das die Leserin und den Leser mit einbezieht und dazu auffordert, sich mit der Erde zu wandeln. Ausgangspunkt dieser Rezension möge deshalb auch meine eigene Menschwandlung sein. Das passt zu diesem Buch, in dem die 42 Autorinnen und Autoren mehrfach andeuten, dass Erdwandlung und Menschwandlung immer unzertrennlicher werden, letztenendes sogar identisch sind!

 

Als mir meine Schwiegermutter das Buch mit den Worten gab: "Das wird dich vielleicht interessieren", hatte ich wenig Ahnung davon, um was es sich handelte. Es war mir eher unsympathisch - so eine dicke Pille von 521 Seiten voll mit "subjektiver Esoterik" zusätzlich auf einen bereits beharrlichen Stoß noch ungelesener Bücher! Doch hatte ich die glückliche Intuition, das Inhaltsverzeichnis zu studieren und dabei auf den zweiten Teil des Buches über die anthroposophischen Hintergründe von Geomantie und Erdheilung neugierig zu werden. Ich besuchte schon mehrmals das Engadin und hatte dort unvergessliche Naturerlebnisse - und ausgerechnet dort wurde das Buch geboren! Thomas Mayer, der Autor dieses Kapitels und zusammen mit Hans-Joachim Aderhold einer der Herausgeber, wusste mich sofort für sich zu gewinnen. Ich spürte: was hier geschrieben ist, ist vom klaren Geist durchweht und wurzelt im Modernsten - in einem zu einer geistgemäßen Zivilisation strebenden Seelenleben. Das war Balsam für meine Seele!

 

In den letzten Jahren hat sich so vieles in meinem Leben verändert - und ebenso im Weltgeschehen, das mir immer dunkler vorkam. Die Quelle des anthroposophischen Erkenntnisweges versiegte für mich als Hoffnungsgeber mehr und mehr. Zwar wusste ich, dass wir in apokalyptischen Zeiten leben, und ich fand auch die Hinweise Rudolf Steiners auf den „ätherischen Christus“ hochinteressant - oft blieb das aber eine „immer wieder Kraft spendende Theorie“. Als ein wunderbares Geschenk konnte ich durch dieses Buch nun wieder unkompliziert Zugang finden zu meiner großen, tiefen Liebe zu Gaia, zu Mutter Erde. Die Kraft spendende Lichtkraft des anthroposophischen Erkenntnisweges ergänzte sich mit der Kraftspende der Erde!

 

Die Mauer, die das westliche Denken über Jahrhunderte gegenüber der sanften Naturweisheit errichtet hat - jetzt begriff ich sie erst wirklich. Liebe zur Natur und zu den Naturwesen konnte ich nun in all den Beiträgen der Autorinnen und Autoren dieses Buches spüren, ja bewundern und genießen - statt sie mit diskursivem Intellekt zu zerstückeln! Die individuellen Ansätze mehrerer Autoren führten zu einem im wesentlichen einheitlichen Bild: Die ätherische Wiederkunft des Christus hat natürlich mit dem Ätherischen und den Naturwesen zu tun! Es heißt, die ganze Erde wandelt sich - und zwar ganz aktuell. Deswegen ist die Erde und sind wir als das zu ihr gehörende „Menschenweltenwesen“ (Grundsteinspruch, erste Strophe) tagtäglich anders.

 

Erstaunlicherweise wirkte diese neue Verbindung zur sanft-weiblichen spirituellen Energiestruktur der Erde heilend auf mich. Was ich bei Rudolf Steiner immer wieder las in seiner „Philosophie der Freiheit“ (GA 4, Ausgabe 1987, S. 33f), wurde mir jetzt zum Schlüsselerlebnis: „Wir sind es selbst, die wir uns von dem Mutterboden der Natur loslösen und uns als „Ich“ der „Welt“ gegenüberstellen. (..) So wahr es ist, dass wir uns der Natur entfremdet haben, so wahr ist es, dass wir fühlen: wir sind in ihr und gehören zu ihr. Es kann nur ihr eigenes Wirken sein, das auch in uns lebt. Wir müssen den Weg zu ihr zurück wieder finden.“ „Im Denken haben wir ein Prinzip, das durch sich selbst besteht. Von hier aus sei es versucht, die Welt zu begreifen.“ (Ebd., S. 51). Genau an diesem Punkt führt das Buch uns weiter. Bei Thomas Mayer lesen wir: „Wir heutigen Menschen sind in unserem Denken, Fühlen und Wollen wie in einer Schleimhaut von persönlichkeitsgeprägten Vorstellungen gefangen und vom Kosmos getrennt. (..) Jedes Denken kann meditatives Erleben werden. Wir können lernen, unsere Gefühle und unseren Willen so zu ergreifen, dass wir die Wesen erleben, die sich durch uns „durchfühlen“ und „durchwollen“. Diese meditative Selbsterfassung kann man auch die „Durchchristung unseres Denkens, Fühlens und Wollens“ nennen. Diese Seelentätigkeiten nehmen dann die Form des Ich an - die Form des Christus. (..) In diesem bewussten geistigen Hinausgehen des Menschen in die Welt wird diese selbst auch gewandelt.“ (S. 461)

 

Im Buch „Erlebnis Erdwandlung“ wird mehrfach der Weg von der männlichen Energiestruktur des Denkens zur weiblichen Energiestruktur des naturverbunden Fühlens beschrieben. Ich hatte die Krankheitserscheinung meines Burnouts vor zehn Jahren schon verstehen gelernt als eine innere Krise zwischen Denken und Fühlen (ratio und emotio, männlich und weiblich), als Trennung zwischen einem naturverbunden spielenden Kind und ausgelebten autoritären Gesellschaftsstrukturen. Nun gesellte sich diese neue Perspektive hinzu. Seit dem 15. Jahrhundert hat sich das westliche Denken zwar zur Erde hin orientiert, aber als mentale Energiestruktur. Das kann gut verstanden werden aus den Ausführungen Rudolf Steiners in den Anthroposophischen Leitsätzen (GA 26) über die Menschwerdung der kosmischen Intelligenz. Dadurch geriet die wunderbare weibliche Energiestruktur der Erde immer mehr aus dem Blick - bis hin zu ihrer Zerstörung. Jetzt erfuhr ich bewusst, wie tief diese Kluft geworden ist - und ich konnte die verlorengegangene Verbindung in mir aktiv wiederherstellen.

 

Der typisch anthroposophische Schulungsweg wird durch verschiedene Autoren - erfreulicherweise inklusive ihrer Erfahrungen - beschrieben. Dies ist aber nicht der Ausgangspunkt für alle geomantischen Autorinnen und Autoren. Es gibt auch klare übersinnliche Erlebnisse, denen man anmerkt, dass sie nicht mit diesem Schulungsweg gefunden wurden. Und gerade dies hat mir noch einen weiteren bedeutenden Ausblick verschafft:

 

Thomas Mayer beschreibt, wie er in seiner meditativen Praxis geistig auf einen Vorgang stößt, den er die „Geburt eines neuen Planeten“ nennt. „Im Frühjahr 2003 traf mich dann der Blitz: Ich las die Bücher von Marko Pogacnik zur Erdwandlung und hörte die Erlebnisse von anderen Geomanten. Diese nehmen die Geburt des neuen Planeten tatsächlich wahr! Was ich innerlich rein Geistig erlebt hatte, nehmen diese in Phänomenen der Äther- und Astralwelt wahr! Dies war für mich ein feierlicher Augenblick.“ (S. 137) Seit ich „Der Kreis der Mysterienströmungen“ von Malte Diekmann (Verlag am Michaelshof, 2005) gelesen habe, ist mir verständlich geworden, womit ich schon lange lebe - angefacht durch „Die Rettung der Seele“ von Bernard Lievegoed - nämlich: Immer mehr und mehr ist die feierliche Christusnähe gerade zu erleben in Begegnungen mit Menschen, die einer anderen Mysterienströmung angehören. Das verstehe ich als die Botschaft von Bernard Lievegoed und gleichzeitig als unzertrennlich verknüpft mit der Zukunft der anthroposophischen Bewegung: Wird es da gelingen, die zum Streit führenden Mysterienströmungs-Egoismen zu überwinden und auf diesem Gebiet wirklich aus Einsicht zu fruchtbarer Zusammenarbeit zu gelangen? Das Buch „Erlebnis Erdwandlung“ ist für mich auch in dieser Hinsicht tief befriedigend, weil es sich mir als Frucht zeigt einer solchen Zusammenarbeit. Der Grundsteinspruch von Rudolf Steiner deutet an, dass es hierbei um Grunderkenntnisse der heutigen Zeit geht: die Verbindung von Königslicht und Hirtenwärme. (Es ließe sich zur weiteren Untermauerung noch viel dazu sagen. Das würde aber den Rahmen dieser Rezension sprengen.)

 

Auf mehreren Ebenen gleichzeitig führte mich dieses Buch zur neuen Einsicht, zur Heilung und zur Wandlung. Ich bin dankbar zu erfahren, dass so viele Menschen aus tiefem Ernst und Liebe zur Erde und Menschheit sich schon so lange mit Erdheilung beschäftigen. Gerne hätte ich ihre Beiträge einzeln gewürdigt! Ich hoffe, dass noch viele Menschen ihren Weg zu diesem Buch finden werden. Gerade jetzt, wo die Geldsystemkrise zeigt, wie sehr die Menschheit sich von der Erde und ihren reichen Gaben entfernt hat - und von der liebe- und einsichtsvollen Arbeit an ihr als einem lebendigen Organismus mit Geist, Seele und Leib! Es ist zu hoffen, dass auch durch diese Krise hoffnungslos gewordene Menschen durch Impulse, wie sie in diesem Buch beschrieben werden, zu Wandlung und Heilung geführt werden - und mit ihr Mutter Erde.

 

Ramses Jurgen Paul van Hees, lebt in Breda/Holland, Arzt, verheiratet, drei Kinder, Zweigleiter, u.a. Vorträge über den Grundsteinspruch Rudolf Steiners und Workshops über Mysterienströmungen.

 

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